Textsammlung und Satire,Lernen, alles mögliche

pc-pudel

 

Hier ein paar kurze Leseproben - der Rest ist in meinen Büchern (Nummer 2 ist in Vorbereitung) zu lesen!

 


Eckenheimer HundeHalterSchule

www.24hunde.de

dogs at home – Hunde lernen zuhause!

Bernd Dietrich 0172 6193641

Hundeschule - Tiernahrung  - Zubehör - Hundekindergarten

 

 

Übungen ohne Clicker

Bindungsaufbau

 

 

FREUDE am GEMEINSAMEN TUN  - unser Ziel nicht nur für diese Übung

 

Wir beginnen heute mit dem BINDUNGSAUFBAU. Dies ist für manche Teilnehmer ein alter Hut, andere werden sagen: so ein Quatsch, mein Welpe folgt mir sowieso auf Schritt und Tritt (und steht meist im Weg herum bzw. befindet sich unter irgendwelchen Schuhen, die jeden Moment auf ihn treten können). Es hat sich aber gezeigt, dass diese Übung für Hunde jeden Alters ganz, ganz wichtig ist und eine der Grundlagen unserer Arbeit bildet. Der Hund lernt nämlich dabei etwas ganz wichtiges: Ein wenig Anstrengung und Konzentration auf den Menschen wird sofort (sogar gleichzeitig) positiv bestätigt! Auch lernt der Hund ganz von selbst, auf unsere Signale und Köpersprache zu achten. Die Bindung wird ungemein verstärkt!

 

Ablauf: Mensch geht rückwärts, füttert den Hund mit der rechten Hand – und zwar so schnell, dass der Eindruck einer Futtermaschine entsteht -, die sich fast dauernd vor der Hundenase befindet (die  Linke ist dabei fürs "Nachladen" mit Leckerchen aus der Bauchtasche zuständig).WICHTIG: es befindet sich immer nur EIN Leckerchen in der rechten Hand und der Hund wird nur gefüttert, wenn alle vier Pfoten auf dem  Boden sind. Dies bewirkt, dass der Hund im Hintergrund immer unsere Beine sieht, während er sich das Leckerchen aus der löffelförmig dargebotenen Hand holt (Handhaltung ähnlich wie beim  Pferdefüttern). Mensch geht geradeaus, links herum, rechts herum und in Kurven oder Wellen. Dabei wird freundlich mit dem Hund geredet – zu vermeiden sind allerdings der Name des Hundes sowie Hörzeichen wie HIER oder KOMM. Idealerweise wird diese ohne Leine durchgeführt, damit der Hund sich von selbst und ungezwungen an uns ausrichtet.

 

Verknüpfung:      Mensch nachlaufen schmeckt gut        = WOHLFÜHLEN

                           Menschenbeine von vorne sehen         = WOHLFÜHLEN

                           Menschenstimme hören                      = WOHLFÜHLEN                               

 

Ziel: Der Hund soll uns gerne folgen, sich von unserer Stimme in einen Wohlfühlzustand versetzen lassen.  In der zweiten Stufe wird durch einfaches Stehen bleiben (nebst ein wenig Körpersprache  desMenschen) das Vorsitzen eingeübt (mit HZ  VORSITZ im Gegensatz zum prinzipiell an Ort und Stelle zu befolgenden SITZ – also bspw. aus der "FUSS"-Stellung oder aus der Entfernung), in der dritten Stufe das Hörzeichen „HIER“ mit automatischem Vorsitzen (Verknüpfungs- bzw. Motivationskette).

 

Es gibt Autoren (hier sei als wohl prominentester Gottfried Dildei genannt), Trainer, Übungswarte und Hundesportler, die das "Drängen nach Futter" bevorzugen (dabei bleibt die Faust zunächst um das Leckerchen geschlossen, bis der Hund sich wirklich anstrengt und seinen Menschen fast umwirft in seinem Bemühen, an das Futter heran zu kommen). Diesen  Leuten gilt unsere Methode als Larifari – das macht aber wieder mal rein gar nichts. Es mag für den Schutzhundesportler schön sein, wenn der Hund an ihm klebt wie Pattex (wobei der Grat zwischen gewünschter Aufmerksamkeit und ungewolltem Bedrängen ein sehr schmaler ist) – der Anblick eines sehr eng geführten Hundes (ohne Leine, natürlich) hat auch durchaus etwas schönes. Ich selbst bevorzuge allerdings einen leicht, locker und freudig folgenden Hund, der dennoch auf allerfeinste Signale achtet, sei es meine Stimme oder meine Körpersprache.

Zu einem späteren Zeitpunkt kann ich je nach Lust und Laune immer noch Beute- oder Versteckspielchen mit dem Leckerchen einbauen – aber am Anfang sollten wir es mit dem offen angebotenen Futter gut sein lassen.

 

 

 

Generell müssen wir immer im Auge behalten: ganz egal, WAS wir mit dem Hund veranstalten, es wird ALLES zur festen Bindung beitragen – solange das Prinzip „Mensch ist Teamchef“ erhalten bleibt und wir auch immer konsequent (d.h. berechenbar für den Hund) bleiben. Bitte denkt auch immer daran, dass all unser Tun mit dem Hund für diesen IMMER eine ernsthafte Angelegenheit ist. Das heisst natürlich nicht, dass wir immer mit bierernster Miene und  tiefer Stimme nebst hölzernen Bewegungen üben – ganz im Gegenteil. Damit ist lediglich gemeint, dass wir Spiel, Spass und alles andere niemals auf die leichte Schulter nehmen sollten. 

 

 

 


Achtung  SATIRE

Von Hunden und Menschen

 

Im Grunde genommen müsste dieser Artikel anders heissen, nämlich:

Artgerechte Hundeerziehung. Jeder Hundehalter aber versteht darunter etwas anderes. Um dieses zu verdeutlichen, möchte ich einige Klischees benutzen. Diese reichen von der Omi mit ihrem Pudelchen bis zum Schutzhunde"sportler" mit dem Deutschen Schäferhund, Tierschutzfanatiker mit spanischen Mischlingen, Jagdhundehalter kommen ebenso als Jäger wie als Nichtjäger vor. Beginnen möchte ich mit dem Besitzer eines Deutschen Schäferhundes:

 

Der Schäferhundehalter behauptet beispielsweise, ein Hund gehöre in den Zwinger; dort sitzt er alleine, bis er etwa ein Jahr alt ist. Der Mensch füttert ihn, säubert den Zwinger und gewährt ihm in dieser Zeit ein wenig Auslauf. Der junge Hund genießt also seine Jugend, ohne von Artgenossen belästigt oder von Familienmitgliedern verweichlicht zu werden. Da Herrchen aber so stolz ist auf seinen Hund, wird dieser ab und zu auf den Hundeplatz kutschiert und darf vom Auto aus zuschauen, wie sich die Grossen im Schutzdienst üben. Manchmal darf er sogar an der Leine neben dem Übungsplatz sitzen und mitbellen! Dann kommen die anderen Vereinsmitglieder und beglückwünschen Herrchen oder Frauchen zu dem überaus triebigen Hund. Mensch freut sich, bringt Hasso zum Ausruhen ins Auto zurück und geht ins Vereinsheim, um dort eine Runde auszugeben.

 

Mit einem Jahr schliesslich ist unser Schäferhund hart genug, um erzogen  zu werden. Nach dem Motto "wehret den Anfängen" begnügt sich der Hundehalter nicht mit  Geschirr, Leckerli und sonstigem Kram, sondern legt seinem Hund gleich ein Stachelhalsband an. Dann geht´s (aber zackig!) auf den Platz, und wehe, der Hund macht, was er will! Kräftige Leinenrucke und lautes Geschimpfe werden dem Kerl schon klarmachen, wo es langgeht – und wenn der Hund das nicht aushält, taugt er eben nichts. Dann wird vielleicht der Vereinsexperte für Wehrtrieb zu Rate gezogen, um den Hund durch stetiges Bedrängen und Ärgern soweit zu reizen, dass er das Stachelhalsband vergisst…

 

Wichtig ist, dass der Hundehalter sich nicht von seinem Hund "verarschen"  lässt und ihm immer wieder zeigt, wer das Sagen hat! Wenn es im Guten nicht geht (siehe Stachelhalsband und Leinenruck), dann muss der Hund eben  mal

"eins zwischen die Hörner" bekommen – dann spurt er wieder. Hilft auch das nicht richtig weiter, müssen eben härtere Bandagen zum Einsatz kommen, ein Elektrohalsband verhilft dem Hund direkt zum Einblick in höhere Sphären.

 

Auf diese Weise bekomme ich einen Hund, der auf dem Übungsplatz wie ein Uhrwerk funktioniert und ansonsten eine durchaus gewünschte Unverträglichkeit gegen Mensch und Hund an den Tag legt.

 

 

 

 


 

Die Hundepfeife – Verknüpfung und Festigung

 

Welche Hundepfeife ist die beste? Im Handel sind ja verschiedene Pfeifen und Pfeifchen zu haben – von der "unhörbaren" bis zur Doppelton-Hornpfeife für Jäger. Ich bevorzuge ganz einfache, flache Pfeifchen der Fa. Schweikert in Bürstadt (www.schweikert.de) für € 8,50. die Dinger sind federleicht, aus rostfreiem Stahl und praktisch unkaputtbar (meine eigene habe ich seit über 10 Jahren, mit einem Karabiner ist sie am Clicker befestigt). Von den "lautlosen" Pfeifen rate ich ab – erstens verstellen sich die blöden Dinger immer wieder und erzeugen dadurch dauernd wechselnde Töne, und zweitens sind wir nun mal Menschen – und wenn ein Mensch eine Pfeife nicht hört, muss sie defekt sein. Triller- oder Polizeipfeifen klingen mir zu sehr nach Schutzmann und sind auch unhandlich.  Doppeltonpfeifen sind nur sinnvoll, wenn der Hund z.B. ein "STEH" aus der Entfernung lernen soll. Wir wollen uns aber hier mit dem einfachen und schnellen Zurückkommen begnügen.

 

Aufbau der Verknüpfung: wir kehren zurück zur ersten Übung aus dem Bindungsaufbau, dem Rückwärtsgehen und Füttern. Jedes Mal, wenn der Hund ein Leckerchen aus der Hand nimmt, ertönt ein kurzer Pfiff (laut!). Es bildet sich eine Verknüpfung Pfiff – auf Frauchen zu bewegen – schmeckt = WOHLFÜHLEN! Nach einigen Tagen erhöhen wir das Schritttempo und pfeifen, bevor der Hund bei uns angelangt ist. Natürlich gibt es dann immer ein Leckerchen. Wer schnell genug ist, kann nach dem Pfiff sogar den Clicker einsetzen – schliesslich tut der Hund ja das verlangte (er bewegt sich auf uns zu).

 

Nachdem der Mensch es jetzt geschafft hat, mehrere Laufschritte rückwärts hinter sich zu bringen und seinen Hund aufrecht stehend zu empfangen (und die Prellungen am Allerwertesten weitgehend verschwunden sind), arbeiten wir am Speed des Hundes. Es gibt zwei Möglichkeiten, eigentlich sogar drei; sie können parallel trainiert werden.

Ich möchte mit der dritten beginnen: sie funktioniert nur, wenn der Hund ein verlässliches PLATZ beherrscht – also eigentlich  ziemlich unwahrscheinlich, aber manchmal geschehen noch Zeichen und Wunder. Ich lege meinen Hund also ins Platz und renne weg. Kurz vor dem gedachten Endpunkt drehe ich mich um und PFEIFE. Nach dem Pfiff gehe ich noch ein paar  Schritte rückwärts, bis der Hund  bei mir ist. Der Hund wird schon mit Leckerchen in der Hand empfangen – und zwar in der alt bekannten Stellung, dass das Leckerchen sich zwischen den Beinen befindet. Warum ist das so wichtig? Ganz einfach: Der Hund soll von vorne herein lernen, dass er direkt auf uns zukommen soll und nicht links oder rechts an uns vorbei zu peilen hat 

(könntejaseindarennteinhasiunddannwetzichanfrauchenvorbeiund

diekreischtundrenntmirnachunddasmachtriesigspass).

 

Die Möglichkeit Nummer Zwei bedarf eines menschlichen Partners, der auch standfest genug sein sollte, meinen Hund fest zu halten. Im Prinzip passiert hier das gleiche wie beim WILLY!!! – Hund wird gehalten, ich renne weg und pfeife und empfange den Hund mit Leckerchen.

 

Die dritte Version hat mit der Schleppleine zu tun: ich renne in dem Augenblick weg, in dem der Hund sich für anderes interessiert – und pfeife dabei, drehe mich sofort um und empfange meinen Hund… Ich brauche die Ablenkung des Hundes, damit ich einige Schritte Vorsprung bekomme, sonst macht das ganze wenig Eindruck – dann würden wir nämlich miteinander rennen, was aber eine ganz andere Geschichte ist. Die Leine dient  eigentlich nur der Absicherung und verhindert, dass der Hund mich ignoriert.

 

In allen drei Varianten ist natürlich der Einsatz des Clickers möglich und erwünscht (ist jetzt klar, warum bei mir Clicker und Pfeife an EINEM Karabinerhaken hängen?) – der Hund wird noch eine Schippe drauflegen, wenn der Clicker klickt, weil jetzt zwei Begeisterungselemente zusammenwirken.

 

Der Vorteil der Hundepfeife ist natürlich in der Lautstärke zu sehen, dazu kommen die Neutralität und der Einsatz durch verschiedene Familienmitglieder.

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Ressourcenkontrolle

 

Als souveräner Teamführer bestimmt der Mensch über sämtliche für den Hund wichtige Ressourcen. Dies ist der einfachste und klarste Weg, um den Hund seine Stellung zuzuweisen.

Es geht hierbei nicht um "Dominanz", sondern lediglich darum, den Hund innerhalb der Familie "einzuordnen".

 

Der Einfachheit halber habe ich eine Tabelle erstellt – Anmerkungen sind kursiv dargestellt:

 

                                    Ressource Kontrolle

 

Essen: Futter wird jedes Mal frisch gegeben (auch Trockenfutter) – zieht sich der Hund vom Napf zurück, wird es sofort vernichtet (ab in die Toilette!). Dies kann sich einige Male wiederholen, irgendwann WIRD der Hund fressen, Keinesfalls darf der Hund sein Futter (oder Leckerli, Frolic oder ähnliches) zur freien Verfügung haben. Es versteht sich von selbst, dass wir immer nur die für den Hund passende Menge an Futter in den Napf geben.

 Bei uns in der (ständig wechselnden) Meute darf selbst der Kleinste und Jüngste in Ruhe fressen und sogar sein Futter verteidigen – sein Knurren wird von allen akzeptiert; so bald er sich aber auch nur zehn Zentimeter vom Napf entfernt, ist sofort die nächste Nase darin und verteidigt ihrerseits das Futter.

 

Gassi gehen: Wir lassen uns vom Hund nicht durch Quietschen, Jaulen oder Kratzen an der Tür zum Spaziergang bewegen. In diesem Fall tun wir demonstrativ etwas anderes und einige Sekunden später denken wir ganz „Theatralisch“ daran, dass wir ja mit unserem Hundi rausgehen wollten.

Die Ressource "Gassi gehen" wird also von uns zugewiesen.

 

Streichel-/Schmuseeinheiten: Kommt der Hund, um gestreichelt zu werden, wenden wir uns deutlich ab – Sekunden später wird der Hund von UNS gerufen, um gestreichelt zu werden. Genauso verfahren wir beim körperbetonten Schmusen und Andrücken. Lässt sich der Hund unser "Zwangsschmusen" nicht gefallen, fangen wir mit ganz kurzen, ganz leichten Streicheleinheiten an und steigern dies, bis wir unseren Hund in den Arm nehmen können.

Ich persönlich würde es nicht fertig bringen, einen Hund nicht zu streicheln und ihn stattdessen stundenlang zu ignorieren.

 

Hundewiese: Auch dies ist für den Hund eine Ressource – also lassen wir uns nicht von ihm dorthin ziehen! Lieber wird ein Umweg gemacht, kleine Übungen (Sitz, Platz, Fuss oder Bleib) auf dem Weg eingebaut oder ein kleines Beutespiel – alles, damit WIR die Steuerung behalten.

Da ich sowieso kein grosser Freund von Hundewiesen bin, fällt mir der Verzicht auf diese Ressource recht leicht – ich empfehle (und nutze) lieber einen modern geführten Hundeverein mit "kontrollierten" Spiel- und Sozialisationsmöglichkeiten. Dort bin ich relativ sicher, dass keine kranken Hunde die anderen anstecken und nichts herumliegt, was meinen Hund verletzen könnte..

 

Leine: Die Hundeleine ist eine Ressource und KEIN Spielzeug. Wir lassen uns auch nicht vom Hund „überreden“, ihm die Leine anzuziehen (Ziel: Ich will raus!). Stattdessen verfahren wir wie beim Punkt „Gassi gehen“.

Sollte der Hund beim Spaziergang in die Leine beissen, greifen wir ins Halsband und nesteln ihm die Leine in aller Ruhe aus dem Fang, danach geht es ganz unbeeindruckt weiter. Hier treffen sogar zwei Sachen aufeinander: Erstens das Zerrspiel, welches vom Hund erfolgreich begonnen wird und zweitens die Kontrolle über die Leine und damit über die zu gehende Richtung. Bei Schwierigkeiten hilft uns Beutetausch weiter (Leine gegen Futter).

Beim Anlegen der Leine und beim Ableinen fordern wir immer ein „Sitz“ – später können wir die Worte „anziehen“ und „ausziehen“ einüben.

"Sitz" sollte der Hund allerdings erst einmal unabhängig von der Leine lernen!

 

Spielzeug: Ich empfehle immer, dass der Hund KEINERLEI Spielzeug zur freien Verfügung haben sollte. Ausnahme: Kauspielzeug (in Maßen) für den Welpen – aber auch hier steuern wir Anfang und Ende. Wenn gespielt wird, geht dieser Spass (= Wohlfühlen) immer von uns aus und hat mit uns zu tun – wir beenden das Spiel dann auch auf dem Höhepunkt, anstatt den Hund „Müdezuspielen“ und ihm so den Abschluss zu überlassen.

Selbstverständlich muss ich den Welpen anfangs permanent beobachten, damit nicht Schuhe, Möbel oder Kinderspielzeug "dran glauben" müssen. Von alleine wird kein Hund lernen, dass Menschensachen ungeeignet für Hunde sind! Eine weitere Ausnahme ist die Spielkiste beim Alleinebleiben.

 

Mensch geht aus, Hund bleibt alleine: Auch dies ist bei genauem Hinsehen eine Ressource, nämlich meine eigene Bewegungsfreiheit. Hier empfehle ich Rituale, auf die ich in einem späteren Kapitel eingehen werde.

Auch hier gilt: Rituale sind wesentlich "humaner" und für den Hund eher zu verstehen als Ignoranz.

 

Ruhezeiten: Ruhezeiten sollten von uns kontrolliert werden – der Hund ist wach, wann ICH will und er schläft, wann ICH will! Wir müssen keine Rücksicht darauf nehmen, wenn der Hund beschliesst, ein Nickerchen zu machen – gerade dann können und sollen wir ihm noch eine Kleinigkeit abverlangen (natürlich nur bei gesunden Hunden).

Natürlich muss auch hier der Hund beobachtet werden –nur wenn ich den Schlaf-wach-Rhythmus des Hundes kenne, kann ich diesen an meine Bedürfnisse anpassen!

 

Esstisch: Es ist natürlich ein Unding, dass sich der Hund vom Tisch des Chefs (oder der Chefs) selbst bedient. Hier kommt NEGATIVE KONTROLLE durch aversive (=unangenehme) Reize zum Einsatz. Betteln am Tisch sollte sich durch Ignorieren sehr schnell selbst erledigen, ansonsten schicken wir den Hund auf einen vorher „eingeübten“ und positiv besetzten Platz.

In einem solchen Fall ist Ignoranz durchaus sinnvoll – allerdings sollte ich den Hund gleich beim Abbruch des "Bettelverhaltens" wieder freundlich ansprechen. So lange mein Hund einfach nur stumm neben dem Tisch sitzt und mir beim Essen zuschaut, sehe ich keinen Grund, überhaupt einzugreifen.

 

Menschenessen geht den Hund generell nichts an – ich als Chef teile meine Ration nicht! Ausserdem ist es recht ungesund für Hunde, was wir so verzehren.

Ganz egal, ob wir dem Hund Fertigfutter geben, für diesen kochen oder gar BARFen – es wird immer Rezepte geben für eine ausgewogene Ernährung. Diese wird aber ad absurbum geführt, wenn wir dem Hund beispielsweise übrige Nudeln oder Reis zusätzlich geben.

 

Couch, Bett, Sessel: Dies sind ganz wichtige Ressourcen für den Hund – zum einen sind es bequeme Plätze, die auch noch stark nach uns riechen, zum anderen ist die erhöhte Position eine Art Herrscherthron. Hier wird NEGATIVE KONTROLLE notwendig.

Mein Hund darf allerdings auf die Couch, falls diese zufällig gerade frei ist und er vorher "gefragt" hat. Einen eigenen Sessel bekommt Hund indessen nicht, und ich möchte auch nicht unbedingt einen Hund im Bett haben.

 

Frauchens Schoss: Ungemein beliebter Aufenthaltsort vor allem kleiner Hunde (aber auch ausgewachsene Rottweiler können zum Schosshündchen mutieren): Bitte nicht erlauben! Wenn schon auf der Couch oder dem Sessel geschmust werden muss, dann soll Hund gefälligst neben mir liegen und nicht auf mir. Auch das beliebte Pfotenauflegen sollte von Anfang an vermieden werden.

Wir sind nicht der "Besitz" unseres Hundes – und das meine ich wortwörtlich.

 

Haustür / Flur: Es kann nicht Aufgabe des Hundes sein, den Eingang zum Revier zu "kontrollieren" bzw. zu beherrschen. Sein Ruheplatz sollte sich deshalb nicht an einem solch strategischen Punkt befinden. Wir stellen also das Körbchen lieber ins Wohnzimmer.

Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum sich ein Hund vor seiner Familie zurückziehen sollte.

 

Garten / Gartenzaun: Auch hier soll der Hund weder kontrollieren noch bewachen. Ein Hund gehört prinzipiell nicht alleine in den Garten – was soll er dort auch tun? Hündisches Verhalten (Reviergrenze bewachen, von Frauchen „verlorene" Tulpenzwiebeln wiederfinden usw.) findet nur selten unseren Gefallen – menschliche Gartenfreuden wie sonnenbaden oder kühle Drinks nehmen und relaxen sind Hunden dagegen fremd.

Was passiert eigentlich beim Verbellen fremder Personen am Gartenzaun? Unser Hund sieht eine potenzielle Gefahr für Leib und Leben (Grenzverletzer sind eventuell auf die Ressource Futter scharf) und muss sich selbst um die Verteidigung kümmern, da Mensch nicht greifbar ist. Wildes Kläffen könnte den Feind abschrecken, also wird auf Teufel komm raus gebellt. Frauchen brüllt aus der Küche „AUSAUSAUSAUS“, was den Hund in seinem Bemühen bestärkt und noch lauter werden lässt. Schliesslich ist´s wirklich gefährlich, sonst würde Frauchen nicht so hysterisch mitbellen!!! Und nun geschieht das Wunder: der Feind sucht das Weite – dass die arme verschreckte Omi sowieso weitergegangen wäre, weiss der Hund ja nicht. ER ist jetzt der grosse Held, der Futter, Frauchen und sich selbst aus grosser Gefahr gerettet hat. Da sich dieses Szenario andauernd wiederholt, wird der Hund immer wilder und zum Schrecken der Nachbarschaft. Also kriegt der Hund zunächst Gartenverbot und wird mittels Clickertraining (als Beispiel) von der Harmlosigkeit der vorübergehenden Leute überzeugt.

 

Dies alles hört und liest sich sehr hart, ist aber für den Hund klar, deutlich und schmerzfrei. Natürlich werden alle Massnahmen im Lauf der Zeit verwässern (da der Hund ja sein Verhalten unseren Bedürfnissen angepasst hat), aber dieser Text soll auch als wertvolle Selbstkontrolle dienen.

 


Klare Ansagen - also kein Zutexten oder um-die-Gunst-des-Hundes-betteln!

Beispiel: SITZ statt „würdest du dich bitte mal setzen?“

 

Keine Wiederholung von Hörzeichen – falls der Hund nicht beim ersten Hörzeichen hört, haben wir eben nicht lange genug geübt. Also helfen wir dem Hund dabei, die gewünschte Aktion auszuführen.

 

© Bernd Dietrich, 2009 www.24hunde.de